Marie-Therese Zimmermann
Das Buch «Zwischen Mischabel und Illampu» von Annelies Jordi über das Leben und Wirken von Marie-Therese Zimmermann ist erschienen.
Lebenslauf – 1941 bis 2016
Marie-Therese Zimmermann wurde am 28. März 1941 in Visperterminen geboren. Sie war das erste Kind von Lukas und Lidwina Zimmermann-Studer, dem noch acht Geschwister folgen sollten. In ihren Schuljahren zeigte sie sich schon früh als interessierte Leserin und übernahm bald schon Verantwortung für ihre drei jüngsten Geschwister.
Es war wirklich auch Glück dabei, dass sie 1960 in das Kindergartenseminar in Menzingen aufgenommen wurde, obwohl sie keine Sekundarschule besucht hatte. Zum Missionsjahr 1960 gehörte eine grosse Sonderausstellung über Afrika, die Marie-Therese in Luzern besichtigen konnte und die sie sehr beeindruckt hat. Nach erfolgreichem Abschluss des Kindergartenseminars unterrichtete sie zwei Jahre lang in Hitzkirch im Kanton Luzern, bevor es sie nach Paris zog, um besser Französisch zu lernen und wo sie in einer Gastfamilie den kleinen Frédérique betreute. Das war im Jahr 1964, als das „Deutschschweizerische Katholische Laienhilfswerk“ gegründet wurde, das man später, in Zusammenarbeit mit der Bethlehem Mission in Immensee, in „INTERTEAM“ umbenannt hat und das für ihren weiteren Lebensweg eine entscheidende Rolle spielen sollte.
In den Jahren 1964 bis 1969 unterrichtete Marie-Therese am Kindergarten in Saas Grund und in den Monaten Januar und Februar auch in der Kinderschule hier in unserem Dorf. Gleichzeitig besuchte sie an den Wochenenden und in den Ferien Vorbereitungskurse für Laienmissionare an zwei ausserkantonalen Bildungszentren. Nach Abschluss dieser Vorbereitungskurse nahm sie das Angebot von „INTERTEAM“ für einen Einsatz in dem gerade frisch von Frankreich unabhängig gewordenen Algerien an, wo sie in der Folge vier Jahre lang in der Stadt Saida in einem friedlichen Nebeneinander von Muslimen und Christen einen Kindergarten leitete. Auf Anfrage von Pfarrer Johann Werlen unterrichtete sie anschliessend von 1973 bis 1978 im Kindergarten hier im Dorf, besuchte zwischendurch aber wieder Vorbereitungskurse für einen fünfjährigen Einsatz in Ecuador in Südamerika. In der Hauptstadt Quito arbeitete sie im Kinderheim „Hogar Suizo“, das von Schweizer Franziskanerinnen gegründet worden war, um armen, unglücklichen Waisenkindern – soweit möglich – die verlorene Familie zu ersetzen. Als der Vertrag mit dem „INTERTEAM“ 1984 auslief, reiste sie in das Indiodorf Titikachi nördlich von La Paz in Bolivien, wo sie bis 1989 den Bereich „Frauenarbeit“ betreute. Die Indiofrauen wurden ermuntert, ihre lange vernachlässigten handwerklichen Traditionen für einen zunächst bescheidenen Lohn wieder aufzunehmen und auch ihre Muttersprache „Quechua“ im Alltag, Gebet und Gottesdienst selbstbewusster zu gebrauchen. Nach Ablauf des Vertrags kehrte Marie-Therese 1989 ins Wallis zurück und konnte mit der ganzen Familie am 28. April 1990 die goldene Hochzeit der Eltern feiern. Anschliessend pflegte sie bis zu deren Tod die beiden Elternteile, wofür wir Geschwistern ihr über den Tod hinaus überaus dankbar sind.
Aber die Ferne und Fremde liessen sie nicht in Ruhe, sondern sie kehrte 2000 nach Bolivien zurück und organisierte in den abgelegenen Indiodörfern im Norden des Landes von Grund auf den Aufbau von Kindergärten und die gleichzeitige Ausbildung von einheimischen Kindergärtnerinnen und auch Kindergärtnern. Ihre Arbeit wurde aber 2002 jäh unterbrochen, als sie zur Therapie einer schweren Erkrankung ins Wallis zurückkehren musste. Operation und Strahlentherapie waren aber so erfolgreich, dass sie nach sieben Monaten wieder nach Bolivien zurückkehren und die angefangenen Projekte nun in Eigenverantwortung weiterführen konnte. Dazu gehören auch der dringende Projektstart und die wesentliche finanzielle Unterstützung der mehrere Kilometer langen Wasserversorgung in die Indiodörfer, deren Bedeutung wir gerade hier in Visperterminen sicher zu schätzen wissen.
Doch vor zwei Jahren meldete sich die Krankheit zurück, und Marie-Therese kehrte für die Chemotherapie ins Wallis zurück. Die begonnenen, noch nicht abgeschlossenen Projekte in Bolivien liessen ihr aber keine Ruhe, so dass sie vor einem Jahr nochmals eine Rückkehr nach Bolivien wagte, um die Weiterführung der angefangenen Arbeiten in die Wege zu leiten. Aber die Krankheit zehrte weiter an ihr, so dass sie im vergangenen Februar Bolivien endgültig hinter sich lassen musste. Beste Pflege und Therapien hier zuhause und im Spital in Brig konnten aber schlussendlich keine Besserung mehr herbeiführen. Im Alter von 75 Jahren ist sie am 14. September 2016 im Spital in Brig gestorben.
Marie-Therese konnte doch einige ihrer kühnsten Träume verwirklichen. Ihr Leben war reich an Begegnungen mit Menschen anderer Religion, anderer Sprache und Kultur, für die sie sich einsetzen konnte, dank uneigennütziger Hilfe von allen Seiten.
Marie-Therese schrieb immer wieder Rundbriefe an Ihre Freunde und Bekannten in der Heimat:
Rundbrief vom August 2011 (PDF)